Ein männlicher Kaiman nur einmal im Mai kann
Ein männlicher Kaiman nur einmal im Mai kann
Schüttelreime

Schüttelreim – das klingt wie Parkinson-Syndrom der Literatur und es verdammt zu einem Schattendasein. Zu Unrecht, denn der Schüttelreim ist eine eigenständige Literaturform und hat eine lange Tradition, die von Walther von der Vogelweide bis zu Franz Mittler, dem österreichischen Meisterschüttler der Zwischenkriegszeit, reicht.

Der Schüttelreim ist angesiedelt im Niemandsland zwischen den Kunstformen, wo Literatur und Musik sich Gute Nacht sagen.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Lyrik kommt beim Schüttelreim zuerst der Reim und dann der Inhalt, nicht umgekehrt. Vorgefundenes wird ausgedeutet. Er basiert also auf dem Zufallsprinzip. Das hat oft eigenwillige und widerborstige Satzkonstruktionen zur Folge, die aber den Charme des Absurden noch erhöhen. Wie in der Musik spielen Takt und Rhythmus eine zentrale Rolle, aber auch sprachliche und syntaktische Unsauberkeiten, die “blue notes” des Schüttelreims.

Der Autor Gottfried Wagner ist dem Charme des Absurden verfallen und bringt ihn als Schüttelreimer und Cartoonist meisterhaft auf den Punkt und Strich.

»Ein Zahnarzt, der sonst Kronen baut,

würzt Speisen nur mit Bohnenkraut.«

»Wir geh’n jetzt Tadsch-Mahal-wärts,

und nachher hatsch’ ma talwärts.«

»Die Sonne brennt aufs Hügelgrab.

Nur gut, dass ich ein Krügel hab’.«

»Genossen in den Stahlwerken,

ihr müsst mich bei der Wahl stärken!«


Ganzleinen

€ 18,40
CHF 32,80
ISBN 978-3-85450-169-5