Gefangene Psychiatrie
Gefangene Psychiatrie
Soldaten und Kriegstrauma. Mit einem Vorwort von Manfried Rauchensteiner

Häufiger noch als andere Bereiche der Medizin hat sich die Psychiatrie so gut wie immer in der Geschichte voll in den Dienst der Macht gestellt. Bisher nicht bearbeitetes Archivmaterial (Krankenakten aus Bonn, Düren, Freiburg, Gießen, Hadamar, Kassel, Marburg und Wien) läßt den Schluß zu, daß eine große Anzahl an Wehrmachts-Soldaten und auch an Männern der Waffen-SS in die Mühlen der Psychiatrie geraten ist, weil die Menschen den Anforderungen ihrer Einsätze nicht gewachsen waren und die Kriegserlebnisse nicht verkraften konnten. Obwohl die Kriegstraumata dieser Soldaten die Gesellschaft nachhaltig geprägt haben, wurden sie auch nach dem Krieg – bis heute – nicht als psychische Spätfolgen anerkannt. Es ist bezeichnend, daß sich viele – nach 1945 erstellte – psychiatrische Gutachten in der Diktion kaum von jenen der NS-Zeit unterscheiden. Damit wird ein ungesichtetes Kapitel der Kriegs- und Medizingeschichte aufgedeckt. Denn analog zum Umfeld hat sich die Psychiatrie der Auseinandersetzung mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit zu lange entzogen.


243 Seiten, Broschur, zahlr. s/w-Abb.,

€ 22,50
CHF 39,60
ISBN 978-3-85450-062-9