Gezeichnet fürs Leben
Gezeichnet fürs Leben
Karikaturen 1991-1996
Mit einem Vorwort von Herbert Hufnagl

Ich hatte schon einmal die Ehre und das Vergnügen, für ein Zehentmayr-Buch das Vorwort zu schreiben. Damals nahm ich die Gelegenheit wahr, um auf eine schreiende Ungerechtigkeit der Natur hinzuweisen:

Während er, der Zeichner, im Bedarfsfall mit ein paar Federstrichen alles zu sagen vermag, was zu sagen ist, sitzen wir, die Schreiber, immer noch ratlos vor irgendeiner Tastatur und grübeln über einen möglichst originellen Einstiegssatz nach. Zuletzt entsteht (im günstigsten) Fall ein staatstragender Kommentar, über dessen komplizierte Entstehung der Karikaturist nur zufrieden lächeln kann.

Infolge Sinnlosigkeit habe ich es längst aufgegeben, über diesen traurigen Tatbestand in neidvollen Trübsinn zu versinken. Ich gebe mittlerweile sogar ehrlicherweise zu, daß die Einfachheit einer Karikatur natürlich nur eine scheinbare ist. Denn bekanntlich nützt die herrlichste Zeichenbegabung so gut wie nichts, wenn sich dahinter nicht ein brillant denkender Kopf verbirgt.

Ich weiß nicht, wie Dieter Zehentmayr an diese Kopfarbeit herangeht, wo dieser scharfe Beobachter zu denken beginnt und wie verschlungen seine Hirnwege womöglich sind, ehe das herauskommt, was wir dann bewundern dürfen. Als sein Konkurrent mit anderen Mitteln tröste ich mich jedenfalls mit dem Glauben, daß seine Kopfarbeit auch mit Esoterischem etwas zu tun haben muß. Irgendeine geheimnisvolle Macht läßt ihm im entscheidenden Augenblick Gnade zuteil werden, nämlich die Gnade einer herrlichen Idee.

Dazu bedarf es natürlich einer gewissen Basis, und die heißt zum Beispiel ›Treiben im politischen Leben‹. Zehentmayrs Opfer verdienen allerdings nicht im geringsten unser Mitgefühl, denn in Wahrheit sind sie ja keine Opfer, sondern Figuren des öffentlichen Lebens, die aus eigenem Verschulden gleichsam in seine spitze Feder laufen. Und versetzen Zehentmayr so in eine glückliche Lage, indem sie dafür sorgen, daß sein Beruf absolut keinen Konjunkturschwankungen unterworfen ist.

Dürfte ich diesem glänzenden Kopf ein Stück widmen, es hieße ›Der Durchblicker‹, wäre ein 365-Akter und hätte einen ziemlich merkwürdigen Schluß: Ein Kolumnist trägt den Karikaturisten dreimal ums Parlament, weil er glücklich darüber ist, daß es ihn gibt. (Text des Vorworts von Herbert Hufnagl)

Dieter Zehentmayr arbeitete zur damaligen Zeit beim ›Kurier‹ und war mit seinen Karikaturen sowohl in der ›Berliner Zeitung‹ als auch im ›Standard‹ präsent.

Allen Bibliotheken für Leser/innen mit Interesse an Politik, einem Vorrat an schwarzem Humor und dem Wunsch nach unterhaltsamer Lektüre – auch Karikaturen lassen sich eingehend ›lesen‹ – sehr zu empfehlen.

bn / Christina Repolust

Zehentmayr ist ein Beweis dafür, daß man in einer Karikatur einen Sachverhalt wirklich auf den Punkt bringen könne, ohne daß Humor und eigentlich auch Liebenswürdigkeit dabei verlorengingen.

Parlamentspressedienst / Nationalratspräsident Heinz Fischer

Er ist ein Karikaturenprofi erster Ordnung … So hübsche, appetitliche Blätter und so bitterböse Inhalte.

Hans Weigel

Kein Wunder, daß mich die Leut‘ fürchten, wenn man so dargestellt wird!

Jörg Haider

Der Karikaturist Zehentmayr ist ein alter Profi, der seit 1972 für größere österreichische Zeitungen zeichnet. Seine neueste Karikaturensammlung 1991 bis 1996 (es gibt schon vier vorherige) zeigt wieder seine Stärken: Sie liegen vor allem in der Bildidee – Zehentmayr ist weniger ein Virtuose des Zeichenstifts als ein treffender Analytiker. Ob es um den Selbstzerfleischungsprozeß der ÖVP geht oder um die Privatisierung der Hofburg mit Mac-Donaldbogen am Michaelerplatz; ob Zehentmayr die dezenten Abbauversuche der österreichischen Neutralität aufs Korn nimmt oder das Bestreben, den Golfkrieg als ›cleanen‹ Computerfeldzug darzustellen, ob er Kurt Krenn als Ayatollah porträtiert oder Beppo Mauhart als einsitzenden Nikotinhändler: Zehentmayrs spitze Feder steht immer vorrangig im Dienste des analytischen Gedankens. Besonders gelungen ist – bei aller Einfachheit der Grundkonzeption – Zehentmayrs Haider-Figur. Daß Haider nie ein wirkliches Lächeln zu gelingen scheint, sondern immer nur ein herausforderndes Feixen, hat Zehentmayr früh entdeckt – und auch die Tendenz des fröhlichen Lausbubengesichts, zur verkniffenen Maske zu werden.

„Ka Wunder, daß mi die Leut‘ fürchten, wenn man so dargestellt wird!“, soll Haider laut Cover über Zehentmayrs Darstellung geäußert haben. Man mag nicht immer Zehentmayrs Standpunkt teilen – aber seine Karikaturen sind mehr als nur amüsante Anmerkungen zur Zeitgeschichte.

Bücherschau / Robert Schediwy

288 Seiten, Hardcover, 545 s/w-Abb., 210 x 210 mm

€ 31,80
CHF 52,50
ISBN 978-3-85450-060-5